Wer kam auf die GENIALE Idee, alkoholfreies Bier herzustellen? Die ersten Versuche, ein alkoholfreies Bier herzustellen, sind in Deutschland aus dem Jahr 1895 bekannt. Sie kamen ab 1905 als „Malzgold“, „Reformbier“ oder „Perplex“ vor allem in Wirtschaften der Lebensreform zum Ausschank - konnten jedoch beim Durchschnitts-Biertrinker nicht punkten und wurden bald wieder eingestellt. Weder Geschmack, Stabilität und Haltbarkeit dieser mit gestoppter Gärung entstandenen Biere waren zufriedenstellend. 1919 stellten US-Brauer infolge der Prohibition ihr erstes Bier mit 0,5 % Alkohol vor. Nach den neuen Gesetzen galt dies als alkoholfrei, in Deutschland lag die Marke lange Zeit bei 0,1 % Alkohol. Und war so rein technisch gar nicht zu machen.
Nach dem Ende des Alkoholverbotes waren alkoholfreie US-Biere der Ladenhüter schlechthin und verschwanden wieder vom Markt. Im Jahre 1965 gelang es in der Schweiz erstmals ein Bier mit Spezialhefen brauen, dessen Alkoholgehalt unter 0,5 % lag.
Deutschland war hinsichtlich alkoholfreier Biere noch Entwicklungsland. Bis 1953 gab es keine Promillegrenze für Autofahrer, also streng rechtlich keinen Grund auf Alkohol zu verzichten. 1973 dann wurde für westdeutsche Autofahrer die Blutalkoholgrenze von 1,5 auf 0,8 Promille herabgesetzt. Viele osteuropäische Länder gingen sogar darüber hinaus - jetzt galt 0,0 Promille im Straßenverkehr. Diese Entwicklung blieb auch im Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden nicht unbeobachtet. Auch hier galt striktes kein Alkohol am Steuer - 0,0 %. Der Wirtschaftsrat der DDR hatte die Idee, mit einem Bier für Autofahrer einen zusätzlichen Devisenbringer in das Sortiment der Autobahnraststätten aufzunehmen. Insbesondere am Hermsdorfer Kreuz, dem Dreh- und Angelpunkt des Transitverkehrs, wollte man das neue Getränk gegen harte Währung an den Mann bringen.
Im sozialistischen Deutschland hatte man ein massives kollektives Alkoholproblem. Mangelwirtschaft hin oder her. Zu Saufen gab es immer. Immer mehr. Seit den 1960er Jahren war der Bierverbrauch in der DDR enorm gestiegen. Deshalb erhielt das Getränkekombinat Berlin den Auftrag, ein alkoholfreies Bier zu entwickeln. Von janz oben. Ein sogenanntes AUBI - AUtofahrerBIer.
Das Produkt war noch gar nicht ausgegoren als angeblich 1972 ein angetrunkener Direktor die Order gab, das Produkt auf den Markt zu werfen. Sofort und unverzüglich. Die angepeilten Genossen aus den volkseigenen Betrieben weigerten sich, das “bierähnliche Getränk” zu goutieren. Also verkaufte man das Bier von üblem Geschmack gegen Devisen ins Ausland: Foxy Lady in den USA und Berolina in England - beide Made in GDR. Nordkorea, Russland und Libyen waren weitere solidarische Abnehmer, wenn auch devisenfern. Im sozialistischen Deutschland selbst rührte kaum einer das Zeug an. Obwohl die ostdeutschen Braumeister fortschrittlich waren wie Bolle. Eine verbesserte Rezeptur unter anderem namens “Pilot” scheiterte aus wirtschaftlichen Gründen - das Bier war zum verordneten Einheitspreis von 75 Pfennig nicht an den Mann zu bringen. Aber dennoch - technisch hatten die volkseigenen Brauer die Nase vorn.
In Westdeutschland brauten die Stuttgarter erstmals 1975 mit der Marke Sanwald ein Alkoholfreies. Drei Jahre später folgt Clausthaler und erst 1995 enterte Erdinger mit dem ersten alkoholfreien Weizenbier.
2006 revolutionierte Warsteiner das Thema mit dem ersten Bier ganz ohne Alkohol. 0,0 Prozent. Bitburger zog nach. Richtig Bewegung ins Spiel kam im Zuge der Craft-Bier-Welle. 2010 brachte BrewDog in Schottland sein alkoholfreies IPA „Nanny State“. Das war der Startschuss. Seit 2016 dann ein regelrechter Boom bei den alkoholfreien Craft-Bieren ein. Und kein Ende in Sicht. Brauhaus Nittenau, Riedenburger, die Hamburger Kreativbrauerei Kehrwieder und BRLO in Deutschland. Auch die Stars der Szene nahmen sich dem Thema an: Mikkeller, Lervig, Omnipolo, Pohjala. Sie pfeifen auf’s Reinheitsgebot und bereichern die alkoholfreie Bierwelt mit ihren Kreationen: Biere mit Fichtennadeln, Grapefruit, exotischer Yuzu oder heimischen Riesling Trauben.
Die geschmackliche Revolution im Bierglas. In alkoholfrei.