In der Geschichte verwertete man bevorzugt Abfallprodukte aus der Zuckerproduktion. Um der geschmacklichen Monotonie vorzubeugen und dem ganzen zumindest etwas Geschmack beizubringen, wurden während des Brennens diverse würzende Pflanzen und Holzauszüge zugegeben: Im besten Fall konnte das Ananas- oder Pflaumensaft sein, nicht ganz so verbreitet und weniger favorisiert waren zum Beispiel tollkühne Geschmacksexperimente mit Birkenteeröl aus der Lederproduktion. Weltweite Verbreitung erfuhr das karibische Billigprodukt über die Seefahrer, für die es idealer Proviant bei ihren monatelangen Überfahrten war. Im Gegensatz zu Bier, das leicht verdarb, war Rum lagerfähig und hatte verstärkt positive Nebenwirkungen: Es nahm den strapaziösen Seereisen der damaligen Zeit einige seiner Härten und Kanten. Wie Gin war auch Rum bis ins 19. Jahrhundert ein billiger Sprit für die Unterschichten. Wer etwas auf sich hielt und es sich leisten konnte, trank Sherry, Cognac oder Portwein. Heute erhalten hochwertige Rum-Spezialitäten ihren Geschmack und Farbe durch die Lagerung in Eichenfässern - bevorzugt, wenn diese schon vorher mit anderen geschmacklich ausdrucksstarken Alkoholika belegt waren. Heutige Massenware hingegen, wie sie im Zuge der sogenannten Karibikwelle in den 1970er Jahren populär wurde, ist maßgeschneidert aromatisiert und einheitlich gefärbt mit der Lebensmittelfarbe Zuckerkulör. Das könnte auch ohne Alkohol funktionieren!