Trend Mindful Drinking schwappt nach Deutschland rüber

Trend Mindful Drinking schwappt nach Deutschland rüber

Achtsamkeit oder wie so schön auf Englisch Mindfulness hat inzwischen die meisten Bereiche unseres Lebens erreicht. Mindful leben, essen, arbeiten – you name it. Jedoch hat sich ein ganz bestimmter Bereich bislang davor gedrückt, beziehungsweise ist noch unangetastet und unbeschadet davongekommen: unser Trinkverhalten. Damit sind nicht die 2 Liter Wasser pro Tag gemeint, die man sich einflößen soll, sondern Trinken im Sinne von Feierabendbier, Vino am Abend, Longdrinks und Shots beim Feiern, Mimosas zum Frühstück, der Aperol Spritz um 14 Uhr in der Sonne. Ob dieser Bereich bewusst oder unbewusst ausgeblendet wird, das lassen wir jetzt so im Raum stehen. Aussagen wie »ach so ein Glas am Abend« oder »Studien besagen ein Glas Rotwein am Abend fördert sogar die Gesundheit« kennt jeder und am Ende des Tages sind sie auch die Legitimation, warum man sich täglich mit einem, oder zwei, oder drei Schlückchen belohnt. 

Es hat sich zwar nicht ausgetrunken, aber nachdem wir versuchen bewusster zu essen, zu arbeiten und zu leben geht es jetzt langsam aber sicher dem Alkoholkonsum an den Kragen. Warum? Der Trend Mindful Drinking zieht uns jetzt den Korken.

Kontrolliertes Trinken für uns kontrollierte Deutsche


Hört sich erstmal nach der perfekten Ergänzung an. (Was ist damit gemeint?)
 Tatsächlich aber ist Deutschland, was den Alkohol betrifft, ein »Hochkonsumland«. Auch wenn der Konsum von reinem Alkohol pro Kopf seit 1980 sinkt, so ist der 
Gesamtverbrauch an alkoholischen Getränken von 2017 auf 2018 um 0,23 % gestiegen (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, 2020). Dabei trinken wir Deutsche am liebsten Bier, gefolgt von Wein und Spirituosen (FAZ, 2019). Warum das so ist? Weil bei uns im internationalen Vergleich der Alk relativ günstig ist, einfach und überall zu beschaffen und bereits 16-Jährige Bier, Wein & Sekt trinken dürfen. Und vielleicht auch weil wir etwas steifen Deutschen erst mit ein paar intus so richtig locker und möglicherweise auch ein bisschen lustig werden. 

Für den Staat sind diese Alkoholexzesse eine schlechte Investition. Auch wenn er im Jahr 2018 ein Plus von 1,3 % an Steuereinnahmen verzeichnet hat, so stehen sich 3,18 Milliarden Euro Einnahmen und 57,04 Milliarden Euro der direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums gegenüber (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, 2020). Das Problem an der Sache: die Steuern fließen schnell rein, die indirekten Kosten des Konsums kommen erst mit Verzögerung hinterher. Ähnlich wie bei einem feuchtfröhlichen Saufgelage: Alkohol macht zuerst gute Laune und sorgt für Stimmung – nur der Kater danach kostet einen meist mehr. 

 Der Gin Basil Smash alkoholfrei.


Mindful Drinking = Zero Drinking?


Mindful Drinking
 bedeutet nicht, dass man für immer dem Alkohol abschwören muss, sondern kontrolliertes und bewusstes Trinken. Das heißt, dass man angestoßen und angehalten wird seine Gewohnheiten in Bezug auf »Wie viel trinke ich eigentlich?« zu überdenken und zu reflektieren. Dinner + Wine = Winner? Ist es die Gewohnheit, die uns jedes Mal dazu verführt und sagen wir einfach automatisch Ja zum angebotenen Glas Wein/ Sekt/ Bier? Oft verleitet uns die Routine und gesellschaftliche Anlässe wie Geburtstage, Firmenfeiern, Hochzeiten und Feiertage dazu, einfach zu einem Drink zu greifen. Mindful Drinking bedeutet daher, dass man bewusst darüber nachdenkt, ob man jetzt Alkohol trinken möchte und man sich bewusst ist über die Konsummenge. Je nach Woche kommt da nämlich schnell eine Menge zusammen. Empfohlen wird, dass Frauen pro Tag nicht mehr als 0,25 – 0,6 L Bier und 0,125 – 0,15 L Wein und Männer das doppelte der Menge trinken sollten. Auch sollte man zwei alkoholfreie Tage pro Woche einlegen (
DHS, 2020).

Mindful Drinker sind sich routinierter Verhaltensweisen und Mechanismen bewusst und versuchen gesündere Entscheidungen zu treffen. Dabei muss man nicht für immer dem Alkohol abschwören, sondern reduziert die Menge, legt längere Pausen ein und ist sich im Klaren wieso man trinkt. Vor allem in unserer Stress-Gesellschaft ist der Wein das ultimative Sedativa und hilft uns von dem kontinuierlichen Selbstoptimierungs-Druck zu entspannen. Das kann schnell zur Gewohnheit werden und birgt Suchtgefahr, daher ist die Erkenntnis warum man trinkt essenziell auch beim Mindful Drinking.

Die Zeit ist reif für ein bisschen Alkoholfreiheit


Morgens der Kohl-Spinat-Apfel-Limette Smoothie, mittags die Buddha-Bowl und bitte nur vegan und gluten-free. Tagsüber sind wir kontinuierlich dabei uns zu gesundheitlich zu optimieren. Nur die Selbstoptimierung umfasst lediglich was uns auf den Teller kommt und reicht gefühlt nur bis zum Feierabend. Auf einen geschafften Tag muss erstmal angestoßen werden!

Was sich aber derzeit zeigt ist, dass vor allem die jüngeren Generationen (nach Generation Y) ihren gesunden Lebensstil auf ihre Trinkgewohnheiten ausweiten und generell weniger Alkohol trinken. Nur 8,7 % trinken regelmäßig (mind. einmal pro Woche) und das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen vor 45 Jahren. Ganze 38 % der 12 – 17-Jährigen haben noch nie Alkohol probiert (Tagesspiegel, 2019). Die Gründe? Sind vielfältig wobei die Digitalisierung sicher eine wichtige Rolle auch spielt. Betrunkene Fehltritte sind mit dem Smartphone schnell festgehalten und verbreiten sich rasant in den sozialen Netzwerken. Oder auch das Vorbild der älteren Generationen, welchem man nicht nacheifern möchte und schlussendlich wie es den Zigaretten ergangen ist: Alkohol ist einfach nicht mehr cool. Auch sind wir heute so aufgeklärt wie noch nie und wissen um die gesundheitlichen Folgen von Alkohol und dessen Wirkung auf unsere Leistungsfähigkeit – Why take the risk? 


International Mindful Drinking


Vor allem in den USA und in der UK haben sich größere Gruppierungen rund um den Trend Mindful Drinking gebildet. Eine dieser Gruppierungen ist beispielsweise 
Club Soda aus der UK. Zusammen mit Jussi Tolvi hat Laura Willoughby (bereits!) 2015 Club Soda gegründet, welches unter anderem Events (bspw. Mindful Drinking Festival) organisiert, Guides veröffentlicht und den Mindful Trinkern eine Plattform bietet. Wie auch bei dem gesamten Movement geht es für Club Soda nicht darum Leuten vorzuschreiben, was sie trinken sollen, sondern darum sie dabei zu unterstützen weniger und bewusster zu trinken.


Tools fürs Mindful Drinking


Um zum Club der Mindful Drinker zu gehören, benötigt es nicht viel – du kannst jederzeit einsteigen, musst nichts bezahlen (du sparst sogar!), musst nichts unterschreiben und kannst bei Unbehagen hinschmeißen und an einem anderen Tag wieder anfangen. Was wir dir mit auf deinen Mindful Drinking Weg mitgeben können sind folgende Tipps: 

1. Hol dir ein Alkohol-Tagebuch

 Entweder als App oder Old-School als Buch und halte fest wann und wieso du Alkohol getrunken hast. Du wirst schnell Muster erkennen und hast einen guten Überblick über die Menge an konsumierten Alkohol. 

2. Such dir Alternativen 

Bei uns bist du schon mal auf der richtigen Seite gelandet. Taste dich mal durch die alkoholfreien Brands und finde deine Favs, die für dich eine gleichwertige Alternative sind. Schau dich bei unserer Home Bar um oder klick dich durch den Sober Bar Guide. We got you covered.

3. Setz dir Ziele & Genieße 

Sei am Anfang großzügig mit dir, je nachdem wie oft du es gewohnt bist zu trinken. Es bringt selten was von 100 auf 0 zu fahren. Fang in kleinen Schritten an, dann ist der Erfolg wahrscheinlicher und der »Verzicht« am Anfang nicht so groß. Und wenn du dich bewusst dazu entscheidest zu trinken, dann genieße dein Glas Vino und schütte es nicht in dich rein. So trinkst du auch automatisch weniger. 


Mindful Drinking
 gibt dir nicht vor wie oft, wie viel und wann du trinken darfst, sondern kann als Hinweis und manchmal auch als Ausrufezeichen dienen, um zu verstehen welche Rolle und welchen Stellenwert Alkohol in deinem Leben hat. Zu Trinken und nicht zu Trinken ist eine persönliche Entscheidung, die du für dich fällst. Trinkst du, weil du es willst oder wirst du fremdgesteuert? Schau hin und triff die richtige Entscheidung für dich. Die stetig wachsende Vielfalt an alkoholfreien Brands machen dir die Entscheidung einfacher. Just try it.