Lange Zeit war der Roséwein verpönt. Billiges Himbeer-Wässerchen nannte man ihn. Oder gestreckten Rotwein. Doch heute wissen erfahrene Winzer: Rosé kann mehr. Veganism is on. Und die pflanzlichen Gerichte schreien förmlich nach guten Weißweinen. So ein Roséwein bringt da eine tolle Abwechslung und Struktur ins Spiel. Griffig, aber nicht dominant. Nuancen von saftig-süßer Erdbeere, samtiger Himbeere oder auch der herberen Johannisbeere sind durchaus üblich. Man spricht hier von sogenannten Geschmacksassoziationen. Roséwein schmeckt also nicht direkt nach Beeren, sondern kleinste Aromanuancen werden in unserem Gehirn mit Erinnerungen bzw. Geschmackserfahrungen verknüpft. So kann es also passieren, dass wir einen säuerlich-herben Abgang mit Brombeergeschmack assoziieren. Wahrlich eine Wissenschaft für sich- aber eine hoch spannende!
Roséwein war eine Idee der Franzosen. Man kann davon ausgehen, dass vor allem Klöster ihn bereits im Mittelalter produzierten und verkauften. Damals war es üblich, Weine nicht sortenrein, sondern im Mischsatz anzubauen. Also einfach alle Rebsorten, die so da waren, auf’s Feld geklatscht, anschließend gepresst - Wein ist Wein. Was den sophisticated Weinkenner auf den ersten Blick schockieren mag, war aber tatsächlich die Basis, mit Rebsorten und Weinen zu experimentieren.
So entwickelten französische Weinhersteller über lange Zeit Möglichkeiten, wie Roséwein qualitativ und vor allem kontrolliert produziert werden kann. Über den Handel gelangten diese Verfahren allmählich nach Deutschland und die restlichen Teile Europas. Seit dem 18. und 19. Jahrhundert befassen sich Winzer in ganz Europa mit der Produktion der beliebten Sommerweine.
Schlagzeilen um den Roséwein kursierten zuletzt 2009, als die EU einen Gesetzesvorschlag hervorbrachte, der eine starke Vereinfachung des Herstellungsprozesses legitimiert hätte. Die Winzerverbände sahen den Ruf und die Qualität ihres Produkts gefährdet, sodass dieser Vorschlag im Zuge des starken Widerstands zurückgezogen wurde. Thank god.